Städtebauliche Auswirkungen
Die geplante Umgestaltung des Rathauses wird das Erscheinungsbild des Stadtkerns erheblich verändern und ist wohl nur der Anfang.
Zerstörung des individuellen Stadtbildes
Als anlässlich der Gemeindegebietsreform zum 01.01.1971 aus den Gemeinden Einberg, Kipfendorf, Mönchröden, Oeslau, Rothenhof, Waltersdorf, Mittelberg, Schönstädt, Fornbach, Weißenbrunn, Oberwohlsbach und Unterwohlsbach die Stadt Rödental entstand, wurde nicht nur ein neuer und gemeinsamer Stadtname gewählt, sondern auch das neue Gemeindezentrum Rathaus/Bürgerplatz im Rahmen eines Architektenwettbewerbs als Gemeinschaftsprojekt entwickelt. Auch durch die optische Gestaltung (Klinker) sollte und wurde eine gemeinsame Idendität für die Kommune Rödental geschaffen, oder wie es der damalige Architekt, Herr Dipl.-Ing. Architekt BDA Albin Hennig am 23.07.2024 formulierte:
Zwar stuft das Landesamt für Denkmalpflege den Bürgerplatz nicht als Denkmal ein und kam in der Stellungnahme vom 20.06.2024 bzgl. des Rathauses zum Ergebnis: „Weiterhin hat die Prüfung der Denkmaleigenschaft des Rathauses als mögliches Einzelbaudenkmal ergeben, dass eine Denkmaleigenschaft aufgrund der vielfach erfolgten Veränderungen trotz der zeitgemäßen Architektursprache nicht (mehr) zu erkennen ist.“
Die Rathausfassade soll nun völlig umgestaltet werden. Soweit aus den spärlichen Veröffentlichungen ersichtlich, wird die Klinkerfassade entfernt und in weiten Teilen durch Solarpaneele ersetzt. Nach unserer Meinung ist die Fassaden-Solaranlage nicht nur betriebswirtschaftlich fragwürdig, sondern macht aus dem Rathaus einen futuristischen Fremdkörper. Hier ist sicherlich eine Gestaltungslösung möglich, die zum einen die baulichen Anforderungen an Wärme- und Brandschutz erfüllt und zum anderen die Identität des Stadtkernes wahrt.
Für viele Rödentaler ist aber der „Rödentaler Klinker“ ein Wahrzeichen der Stadt, das derzeit noch an den öffentlichen Gebäuden im Stadtzentrum bewahrt wird. Er wird bei Umsetzung der geplanten Gestaltung des Rathauses in erheblichem Umfang verschwinden.
Neugestaltung des Stadtzentrums
Vor allen Dingen muss die Neugestaltung des Rathauses im Zusammenhang mit der (mehrfach) geplanten Entwickung des Stadtzentrums gesehen werden.
Im Jahre 2018 sah das von der Stadt beauftragte Planungsbüro folgenden Handlungsbedarf:
- Stabilisierung und Stärkung der Stadtteilzentren in ihrer Funktion als urbane Wohn-, Arbeits-, Aufenthalts- und Versorgungsbereiche. Ein fortschreitender Funktionsverlust durch Nutzungsaufgaben, Geschäftsverlegungen und wachsender Leerstände in Folge konkurrierender Standortausweisungen muss verhindert werden.
- Konsequente Verfolgung einer qualifizierten Innenentwicklung, durch die der Flächenneuausweisung bevorzugte Vermarktung/Umnutzung von Leerständen und der Nachverdichtung von Brachflächen. Abriss und Neuordnung nicht mehr zeitgemäßer bzw. wirtschaftlich nicht wieder nutzbarer Leerstände im Wohn- und Gewerbebestand.
- Attraktivierung, Aktivierung und Aufwertung von Straßenraum und Aufenthaltsfunktion zur Stärkung der bewussten Wahrnehmung der zentralen Bereiche in ihrer Funktion und Bedeutung.
Die Rahmenplanung aus dem Jahr 2023 sieht verschiedene Varianten der Umgestaltung des Bürgerplatzes vor:
- Die Variante 1 „Grüner Rahmen“ soll den Platz durch ergänzende Grünstrukturen wie Baumneupflanzungen und Staudenbeete an den Platzränden aufwerten. Die Variante sieht den Erhalt des Bestandsbrunnens und der Platzoberfläche vor.
- Variante 2 arbeitet das Zentrum als „begrünte Platzmitte“ heraus. Baumpflanzungen werden mit Aufenthaltsbereichen in Form von Sitzkanten mit Staudenbeeten ergänzt. Bei dieser Variante könnte der Oberflächenbelag ebenfalls weitgehend erhalten bleiben und der Bestandsbrunnen in das Konzept integriert werden.
- Die dritte Variante sieht eine großzügige Wasserfläche bzw. einen Wasserspielplatz im Zentrum des Platzes vor. Sie wird durch einen Rahmen aus hochwertigen Oberflächenmaterialien eingefasst, der Baumpflanzungen und Sitzgelegenheiten beinhaltet.
Die Rahmenplanung zum Stadtzentrum ist bisher weder weiterverfolgt noch umgesetzt. Auch wurde bereits 2018 (energetische Teilsanierung) und 2021 (Wasserschaden) am Rathaus „Flickschusterei“ betrieben.
Deswegen ist es höchste Zeit, die Bürger, die das ja alles bezahlen sollen, auch mitzunehmen!
Transparenz ist die Grundlage von Vertrauen und Vertrauen schafft Akzeptanz statt Protest.
Deshalb:
- Keine Umgestaltung des Rathauses ohne ein umsetzbares und finanzierbares Gesamtkonzept für den Stadtkern.